Installation
Die virtuelle Wirklichkeit oder der Homunkulus Misanthrop
TV-Vision
TV-Vision- (Die 25 Bilder sind die Darstellung von einem Tag TV und Video. Mit einer Kamera habe ich in dem
Zeitraum von 5.30 Uhr morgens bis 1.00 Uhr nachts Szenen aus dem Fernseher aufgenommen.)
Das Fernsehen ist die Droge Nr.1 . überall auf der Welt sitzen alte wie junge Menschen und lassen sich in ein Traumland
schicken, dessen Wahrheitsgehalt in der Realität kaum überprüfbar ist. In dieser fiktiven Welt erleben wir alles, was sich
ein Mensch nur ausdenken kann und wozu er theoretisch fähig ist. Anscheinend reale Lebenssituationen bewirken in uns,
dass wir ihnen Lebenswirklichkeit zubilligen. Im Fernsehen wird alles, was wir selbst nicht erleben können und vom Gesetz
her oder aus ethischen Gründen nicht leben dürfen, in einer schwindelerregenden Zeitspanne gezeigt. Dem Alltag entflohen,
erleben wir Aggressionen, leidenschaftliche Liebe, Eifersucht, Mord, Erpressung, Bedrohung, Vergewaltigung, Horror, Tod,
Folterung, Heldentum, Superkräfte usw. - nichts ist unmöglich. Wir bekommen Realitätsersatz frei Haus, so gerade noch für
den Konsumenten nachvollziehbar, der, je nach Bereitschaft, zu einer realen Erinnerung führt.
Viele Menschen verbringen eine großen Teil ihrer Lebenszeit vor dem Fernseher. Je nach Grad des Bewußtsein des
Konsumenten bezahlen wir diese virtuelle Welt, die unsere Sinne durch oberflächliche Reize abstumpfen läßt, mit einer
Einschränkung oder dem Verlust unseres eigenen Wahrnehmungsvermögens und unserer Kreativität. Wir bekommen ein
künstlich geschaffenes Bewußtsein, das uns jeden Zugang zu der wirklichen Realität versperrt. Unsere Sinne werden
desensibilisiert. TV-Vision verhindert und ersetzt Kommunikation, soziales und politisches Bewußtsein. Dazu kommt,
daß wir unsere Nahrungsmittel in Supermärkten kaufen, die Arbeitszeit in künstlich errichteten Gebäuden verbringen,
unseren Urlaub mit durchorganisierten Pauschalreisen verleben und Prestige und Konsum die Wertigkeit in unserem
Leben bestimmen..
Wir verlieren in einer künstlich geschaffenen Scheinwelt unsere Identität und vergessen, was wir sind, woher wir kommen
und, solange es uns scheinbar gut geht, ist die Zukunft unserer Nachkommen, die sowieso irgendwann einmal ihr eigenes
Leben führen werden, egal. Denn welche Werte sollen wir ihnen auch vermitteln?
Auch die in meinem Bild „TV- VISION“ durch Morphen dargestellten tanzenden Aborigines geben ihre Identität ab.
Sie werden zu den Geistern, die sie im Tanz darstellen. Die irdischen Mühen und Beschwerden werden abgestreift,
um eins zu werden mit der Schöpfung, mit der Erde, die sie ernährt und dem Himmel, der ihre Seelen geschickt hat.
Alle Sinne sind sensibilisiert, jeder Muskel, jede Sehne ist gespannt. Sie fühlen die Evolution der Erde und sind die
Schöpfung selbst. Dieses Ritual gibt ihnen neue Lebenskraft. Das gemeinsame Ritual verbindet Tänzer und Zuschauer
mit der Schöpfung.
Durch ihre Weltanschauung konnten die Aborigines den Fortbestand ihrer Ethnie über 60 000 Jahre sichern .
Sie fanden eine sanfte Art, die Natur zu verändern, ohne die Erde auszubeuten und sie zu zerstören.
Wir Menschen am Ende des 20. Jahrhundert müssen uns die Frage stellen, inwieweit wir langfristig lebensfähig sind,
ohne auf die Stimme der Natur zu hören? Oder: Wie lange noch können wir es uns leisten, in unserer künstlich erschaffenen
Wirklichkeit zu leben? Mit dem Bild „TV-Vision“ verdeutliche ich unsere verlorengegangene Wahrnehmung.
Opfer und Täter
Was ist, wenn der Täter dem Opfer Schaden zufügt, das Opfer sich rächt
und zum Täter wird ?
Was ist, wenn ein Kind seinen Spielkameraden peinigt und selbst Zuhause
mißhandelt wird ?
Was ist, wenn der Mensch die Ozonschicht zerstört und die UV-Strahlung
das Leben auf der Erdoberfläche unerträglich macht?
Was ist, wenn der Mensch das Trinkwasser vergiftet und das vergiftete
Wasser trinken muß?
Was ist, wenn der Mensch die atemspendenden Urwälder abholzt und die
dadurch entstehenden Klimaveränderungen herbeiführt ?
Der Mensch als Opfer und Täter ist ein Gedankenspiel, bei dem verschiedenste
Betrachtungsweisen oder Weltanschauungen beliebig austauschbar sind.
Bei allen strategisch denkbaren Variationen kommt immer nur eins heraus
- Verlust für die menschliche Spezies.
Opfer und Täter, 30x40, Gesamt ca. 120x160
Metapher der Friedfertigkeit
Das Walauge blickt den Betrachter an. Seine Aura verschmilzt mit den Sternen. Es ist ein beobachtender Blick.
Friedfertig, seiner Art entsprechend, scheint der Wal zu warten.
Worauf ?
Im Gegensatz zum Menschen hat er eine friedliche Gesellschaftsform geschaffen, ohne strenge Hierarchie und ohne
Revieranspruch. Aufgrund seiner Lebensbedingungen mußte er keine Werkzeuge entwickeln und konnte sich metaphysisch,
mental weiterentwickeln, um ein hochdifferenziertes Kommunikationsytem auszubilden. Obwohl die Wale keine natürlichen Feinde
haben und liebevoll ihre Nachkommenschaft behüten und beschützen, haben sie den Meeren nicht durch Überpopulation geschadet.
Das aus Sisal geknüpfte Netz ist Symbol für das Eingreifen des Menschen. Das jahrhundertelange Abschlachten aus
Profitgier wirkt sich heute verhängnisvoll aus. Die übriggebliebenen Tiere können sich nicht mehr schnell genug vermehren.
Wenn der Gesang des letzten Walbullen von der letzten Walkuh nicht mehr gehört wird, weil sie durch Ozeane oder Kontinente
getrennt sind, werden die Menschen den Beweis für ihre Unfähigkeit, im Einklang mit ihrer Unwelt zu leben, bekommen haben.
Somit ist die Darstellung des Walauges eine Metapher für Friedfertigkeit.
Das Überleben der Wale auf unserer gemeinsamen Welt ist für den Menschen die Prüfung seiner ethischen und moralischen
Gesetze, um in die kosmische Gemeinschaft aufgenommen zu werden.
Metapher für Friedfertigkeit, 220 x 220, Öl, Holz, Sisal
Diametrale Symbiose
Monochrom, flächig und abstrahiert in einer abgeschlossen Welt von Vorstellungen, gesellschaftlichen Zwängen und in ihrer
persönlichen Welt eingeschlossen, sind Frau, Mann und Kind dargestellt. Keiner hat mehr Verbindung zum anderen.
Es ist eine Welt wie in einem Glashaus. Sie scheinen keine andere Möglichkeit mehr zu haben, als in ihren Posen zu erstarren.
Das Kind verharrt in gekrümmter Haltung auf dem Boden, es bekommt keine Anregung von außen. Nichts erweckt seine Neugier.
Der Mann tastet mit seinen Händen den zu eng gewordenen Raum ab und sucht nach Möglichkeiten, sich zu befreien .
Die Mutter, mit der einen Hand zur Erde deutend, mit der anderen den bedrohlich engen Raum wegdrückend, hat keine Luft zum Atmen.
Diese verlorene Familie ist eine böse Überzeichnung der modernen Familie.
Im Dialog zu dem Kind sind als archaische Symbole „Jallalas“, die Kinderkeime, auf das Bild gemalt. Sie sind die Darstellung der
Kinderseelen bei den Aborigines, die ein Aborigine-Mann im Trancezustand fand, um sie dann in einen zweitem Trancezustand
seiner Frau zu übergeben. In der Traumreise zu den „Jallalas“ begegneten dem Mann Pflanzen oder Tiere, die dann später dem
Kind als Totem dienten. Somit war das Kind schon vor seiner Geburt in den Kreislauf der Natur eingebunden. Mutter und Kind,
Fauna, Flora, der Mann als Jäger und Beschützer sind in mystischer Innerlichkeit verbunden. Das Leben im Kreislauf mit der
Natur verselbständigte sich. (Es sprengt den Rahmen unserer menschlichen Vorstellungskraft). Die Natur in ihrer Ganzheit
organisiert sich von selbst. Es ist ein fließender Dialog mit dem Kosmos, der nie in Frage gestellt wurde - ganz im Gegensatz
zu der „modernen“ Familie. Der Speer in der Mitte dokumentiert die archaische Lebensanschauung.
Er ist einerseits das Symbol für die Nahrung der Aborigines und andererseits für den Kampf in der „modern“ Familie.
Konsequenz der Vielfalt
Verwirrende Technologie in der Großstadt, erschaffen durch die Notwendigkeit, Werkzeuge zu benutzen,
um zu überleben. Wir haben den Geist der Technologie aus der Flasche gelassen, ohne, durch unser wahlloses
Ausprobieren von Werkzeugen, die Folgen für die Natur zu bedenken. Durch unsere anthropozentrische Denkweise
sind wir dabei, die großartige Chance, die uns Natur gegeben hat, zu verschenken. Auf unserem Weg, die Natur zu
domestizieren, werden wir mit Sicherheit noch ein paar Tier- und Pflanzenarten vernichten und der Natur potentielle
genetische Schwächen beibringen, aber diese Schäden wird auch niemand mehr, nachdem wir Menschen uns alle
Überlebensmöglichkeiten genommen haben, nach menschlichen Maßstäben beurteilen können. Die Natur handelt
nach eigenen Maßstäben, und die Artefakte der menschlichen Spezies werden von den Naturkräften langsam
verschlungen werden. Denn die Natur kann ohne uns weiterexistieren. In Milliarden Jahren hat sie immer einen
Weg gefunden sich zu entfalten, denn die paradoxe Konsequenz der biologischen Evolution hat uns ein unlösbares
Problem beschert: Der Tod des Individuums als Teil der Überlebensstrategie biologischer Systeme.
Er öffnet allen Lebewesen den Weg in die Zukunft.
Konsequenz der Vielfalt, 80 x 90, Sandrelief
Kampf der Welten
„Die Menschen würden eher an der eigenen Verschwendung zugrunde gehen, als darauf zu verzichten.
Die letzten freilebenden Stämme sind zum Untergang verurteilt, so wie auch unsere Wälder und Meere sterben.
Und die Zerstörung der Natur wird die Zerstörung unseres eigenen Lebens einleiten“.
Kampf der Welten, ca.80x80x230, Holz, Metall, Erde, Steine, Sand, Gras
DNA, 80 x 100, Sandrelief
Gesamtkonzept Rauminstallation: Bilder und Objekte sollen so zueinander angeordnet werden, daß ein fühlbarer
Dialog entsteht. Naturmaterialien (Erde, Steine, Stroh, Bambus und Pflanzen) stehen für die verlebendigung unserer
Erdgebundenheit. Leise, anthropomorphe, akzentuierte Klänge erfüllen den Raum, so daß der Betrachter einen Ort
der Besinnung (Rückbesinnung) antreffen wird.
Aus diesen Grund sollte man, die Kinder ausgenommen, schweigen.
Im Zentrum des Raum befindet sich ein Steinkreis, indem die Besucher mit Steinen und Hölzern spielen können.
Auf diesen Steinen und Hölzern sind Schrift und Bildsymbole gemalt.
Die Installation soll eine sinnliche, erfühlbare und hörbare Entdeckungsreise sein, um einen Zugang zu einer
Weltanschauung zu finden, in der der Mensch sich bewusst als ein Teil der Natur erkennt.